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Eisenmangel: Symptome, Ursachen und Anämie

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Blass, müde, antriebslos? Hinter diesen Beschwerden kann ein Eisenmangel stecken – der weltweit häufigste Nährstoffmangel. In Europa sind etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung betroffen. Erfahren Sie hier, wie Eisenmangel entsteht, woran Sie ihn erkennen und wie Sie ihn verhindern können.

Eisen – ein Spurenelement von besonderer Bedeutung

Der menschliche Körper enthält etwa 3 bis 5 Gramm Eisen und ist für viele lebenswichtige Funktionen unentbehrlich:

  • Sauerstofftransport: Eisen ist Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, der sich in den Roten Blutzellen befindet. Hämoglobin nimmt in der Lunge Sauerstoff auf, hält ihn fest und gibt ihn an die Körperzellen wieder ab, wo er zur Energiegewinnung benötigt wird.
  • Energiegewinnung: Eisen ist auch Bestandteil mehrerer Enzyme, die an der Energiegewinnung der Zellen beteiligt sind.
  • Gewebeerneuerung: Eisen ist an der Zellteilung beteiligt und unterstützt die Bildung von Kollagen, das ein wichtiger Bestandteil von Haut und Bindegewebe ist. Es ist daher unverzichtbar für die Reparatur und Erneuerung von Körpergeweben.
  • Nervensystem: Eisen erfüllt essenzielle Funktionen im Nervensystem, beispielsweise wird es für die Synthese von Neurotransmittern (Botenstoffen der Nervenzellen) benötigt.
  • Immunsystem: Enzyme, die Eisen enthalten, spielen eine wichtige Rolle für die Bildung und Funktion von Immunzellen.

Eisenmangel Symptome
© GANZIMMUN: Wichtige eisenabhängige Systeme im menschlichen Organismus

Wie kommt der Körper an Eisen?

Eisen kann vom Körper nicht selbst hergestellt werden und muss daher über die Nahrung aufgenommen werden. Diese Aufnahme geschieht im Dünndarm, anschließend wird das Eisen in den Blutkreislauf weitergeleitet. Dort zirkuliert es gebunden an das Eisen-Transportprotein Transferrin und wird bei Bedarf an die unterschiedlichen Zellen des Körpers abgegeben.

Da Eisen so essenziell ist, sind die Zellen des Körpers auch in der Lage, Eisen-Depots zu bilden. So können kurzfristige Versorgungsengpässe überbrückt werden. In dieser Speicherform nennt man das Eisen Ferritin. Die größten Ferritin-Speicher legen die Zellen von Leber, Milz und Knochenmark an. Geringe Mengen Ferritin gelangen auch in den Blutkreislauf.

Eisenmangel: Verlauf und Symptome

Die Stadien des Eisenmangels

Ein Eisenmangel muss nicht sofort zu merklichen Symptomen führen, meist kommt es darauf an, wie weit der Mangel fortgeschritten ist. Man unterscheidet dabei drei Stadien:

  1. Stadium I: Gelangt zu wenig Eisen in den Körper, bedient dieser sich zunächst an den Eisenspeichern, dem Ferritin. Durch den Abbau der Ferritin-Depots kann zunächst noch genügend Eisen für den Organismus verfügbar gemacht werden, um seine normalen Funktionen zu gewährleisten. Symptome treten in diesem Stadium des Eisenmangels meist nicht auf.
  2. Stadium II: Die Eisen-Depots sind aufgebraucht, die Neubildung Roter Blutzellen ist gestört. Der Hämoglobin-Wert des Blutes ist allerdings noch im Normbereich. Trotzdem kann der Eisenmangel bereits Symptome verursachen.
  3. Stadium III: In diesem Stadium wird der Hämoglobin-Normwert unterschritten – eine Eisenmangel-Anämie tritt auf, sodass der Eisenmangel jetzt häufig die klassischen Symptome verursacht. Unter einer Anämie (Blutarmut) versteht man einen Mangel an Roten Blutzellen und/oder an Hämoglobin.

Symptome eines Eisenmangels

Ein Eisenmangel bzw. eine daraus entstehende Anämie kann sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:

  • Kurzatmigkeit, Schwindel, allgemeines Schwächegefühl
  • Müdigkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsprobleme
  • erhöhte Nervosität
  • Kopfschmerzen
  • Kälteempfindlichkeit
  • brennende Zunge, Schluckbeschwerden
  • Appetitlosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden
  • Blässe
  • eingerissene Haut am Mundwinkel
  • stumpfes Haar, Haarausfall
  • brüchige Nägel
  • Restless-Legs-Syndrom

Über diese Symptome hinaus kann ein Eisenmangel, der über längere Zeit besteht, durch die Unterversorgung der Organe mit Sauerstoff sogar zu Organschäden führen. Die Infektanfälligkeit nimmt zu. In der Schwangerschaft kann ein Eisenmangel das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen erhöhen und sich auch auf das ungeborene Kind auswirken.

Auch wird Eisenmangel mit einer Verschlechterung der Symptome bei Patientinnen und Patienten mit Migräne in Verbindung gebracht.

Sichtbare Anzeichen eines Eisenmangels:

Eisenmangel erkennen: Augenlid
blasses Augenlid
Eisenmangel erkennen: Fingernägel
brüchige, dünne Fingernägel mit Rillen
Eisenmangel erkennen: eingerissene Mundwinkel
eingerissene Mundwinkel

Wodurch entsteht ein Eisenmangel?

Verschiedene Risikofaktoren können, teilweise auch in ihrem Zusammenspiel, einen Eisenmangel verursachen:

  • Blutverlust: Dem Körper geht viel Eisen in Form von Hämoglobin verloren und der Verlust an Roten Blutzellen muss durch vermehrte Produktion ausgeglichen werden, wozu viel Eisen benötigt wird. Deshalb erhöht auch die Menstruation das Risiko für einen Eisenmangel.
  • Erhöhter Bedarf durch Leistungssport, Schwangerschaft oder bei Kindern und Jugendlichen während des Wachstums.
  • Zu geringe Eisenzufuhr durch eisenarme Ernährung.
  • Zu geringe Eisenaufnahme aus dem Darm: Durch chronische Erkrankungen wie Zöliakie, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder durch bestimmte Medikamente wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS), Säureblocker.
  • Unzureichende Verarbeitung des aufgenommenen Eisens, z. B. durch Krebserkrankungen oder Niereninsuffizienz.

Wie wird ein Eisenmangel diagnostiziert?

Eine Eisenmangel-Anämie lässt sich anhand eines Blutausstrichs erkennen: Unter dem Mikroskop erscheinen die Roten Blutzellen blass und verkleinert, da sie nicht ausreichend mit Hämoglobin gefüllt sind. Auch die Gesamtmenge an Hämoglobin (Hb-Wert) im Blut lässt sich im Labor messen und kann auf eine Eisenmangel-Anämie hinweisen. Doch zu einer Anämie kommt es erst im späteren Verlauf eines Eisenmangels. Bereits vorher können andere labordiagnostische Parameter auf den Nährstoffmangel hinweisen:

  • Ferritin (FERR), das Depot-Eisen, befindet sich zwar hauptsächlich in Leber, Milz und Knochenmark, doch ein geringer Teil des Ferritins zirkuliert auch im Blut. Anhand des Ferritin-Wertes einer Blutprobe kann darauf geschlossen werden, wie gut die Eisenreserven des Körpers gefüllt sind. Der Ferritin-Wert eignet sich daher gut zur ersten Abschätzung, ob ein Eisenmangel vorliegen könnte und wird im Eisenmangel Test von medivere erfasst. Einzelne Symptome eines Eisenmangels, wie Haarausfall, können bereits bei einem niedrigen Ferritin-Wert, der aber noch innerhalb des Referenzbereichs liegt, auftreten.
    Hinweis: Entzündungen, bakterielle Infekte, Leberstörungen und bösartige Tumorerkrankungen können die Aussagekraft des Ferritin-Wertes allerdings einschränken. 
  • Transferrin (TF) ist das Protein, welches Eisen durch das Blut transportiert. Ein hoher Transferrin-Wert kann auf Eisenmangel oder erhöhten Eisenbedarf hinweisen.
  • Eine Bestimmung der im Blut zirkulierenden löslichen Transferrin-Rezeptoren (sTfR) kann eine Abschätzung des zellulären Eisenbedarfs bzw. der Eisenversorgung der Zellen ermöglichen.

Behandlung des Eisenmangels

Ein Eisenmangel wurde festgestellt – doch wie wird er behandelt? Bei der Behandlung von Eisenmangel gilt es vor allem, die Ursache zu beseitigen. Liegt zum Beispiel eine Magen-Darm-Erkrankung zugrunde, muss diese therapiert werden. 

Zum Ausgleich der Mangelversorgung kann einerseits die Ernährung optimiert und andererseits können – vor allem in Stadium II und III des Eisenmangels, wenn dieser bereits Symptome verursacht – Eisenpräparate eingenommen werden. Letzteres sollte nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin geschehen. Denn nicht nur ein Eisenmangel kann zu Symptomen führen, sondern auch eine Eisen-Überversorgung durch eisenhaltige Präparate und Nahrungsergänzungsmittel kann im schlimmsten Fall unangenehme bis gefährliche Folgen haben: So kann sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen und die Leber schädigen. Aus diesem Grund sollten Eisenpräparate auch nicht rein vorsorglich angewendet werden.

So lässt sich einem Eisenmangel vorbeugen

Eine ausgewogene Ernährung genügt in den meisten Fällen bereits, um einen Eisenmangel und dessen Symptome zu verhindern. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt folgende Zufuhrmengen für Eisen:

  • 11 mg/Tag für erwachsene Männer
  • 11 mg/Tag für Frauen, die z. B. wegen Einnahme der Pille nicht menstruieren
  • 16 mg/Tag für menstruierende Frauen
  • 14 mg/Tag für Frauen nach der Menopause
  • 27 mg/Tag für Schwangere
  • 16 mg/Tag für Frauen nach einer Entbindung

Wie lässt sich der Eisenbedarf decken?

Besonders viel Eisen steckt in Fleischprodukten und Innereien. Doch auch viele pflanzliche Lebensmittel haben einen vergleichsweise hohen Eisengehalt. Vollkornprodukte enthalten dabei deutlich mehr Eisen als Produkte aus geschältem Getreide.

Nahrungsmittel (Beispiele)Eisengehalt (mg/100 g)
Schweineleber18,0
Rinderhackfleisch3,0
Kochschinken2,3
Haferflocken4,5
Linsen (gegart)2,6
Pfifferlinge5,8
Sonnenblumenkerne5,6
Mangold2,3

Tierisches und pflanzliches Eisen sind nicht identisch

Eisen aus tierischen Quellen unterscheidet sich von dem in pflanzlicher Nahrung: Tierisches Eisen liegt als Häm-Eisen (Fe2+) vor, pflanzliches dagegen als Nicht-Häm-Eisen (Fe3+). Nicht-Häm-Eisen hat eine schlechtere Bioverfügbarkeit als Eisen aus tierischen Quellen, das heißt, es kann vom menschlichen Körper weniger gut aufgenommen werden als Eisen aus tierischen Lebensmitteln. Vegetarier und Veganer sollten daher ihre Eisenzufuhr besonders im Blick behalten. 

Tipp: Die Aufnahme von pflanzlichem Eisen wird deutlich verbessert, wenn gleichzeitig Vitamin C zugeführt wird. Es macht also vor allem bei pflanzlicher Ernährung Sinn, eisenreiche Mahlzeiten mit Vitamin-C-haltigem Obst und Gemüse oder einigen Spritzern frischem Zitronensaft zu kombinieren.

Die Eisenaufnahme verbessern

Nicht nur der Eisengehalt von Lebensmitteln spielt eine Rolle, sondern auch ihre Kombination. Denn es gibt Stoffe, die die Eisenaufnahme hemmen. Diese stecken beispielsweise in folgenden Nahrungs- und Genussmitteln:

  • Kaffee
  • Schwarzer Tee
  • Milchprodukte
  • Nüsse und Samen
  • Getreide, Mais
  • Hülsenfrüchte

Wenn Sie das Ziel haben, Ihre Eisenaufnahme über die Nahrung zu erhöhen, sollten Sie Kaffee und schwarzen Tee nur mit zeitlichem Abstand zu eisenhaltigen Mahlzeiten konsumieren. 

Nüsse, Samen, Getreide und Hülsenfrüchte enthalten Phytat, welches die Eisenaufnahme reduziert. Doch hier kommt die Zubereitung ins Spiel: Einweichen des Getreides bzw. der Hülsenfrüchte für 24 Stunden verringert den Phytatgehalt um 20 bis 25 %, das Kochen reduziert ihn noch weiter. Auch bei der Fermentation (etwa bei der Herstellung von Sauerteigbrot) wird Phytat abgebaut.

Fazit

Eisenmangel zählt weltweit zu den häufigsten Nährstoffdefiziten und bleibt oft lange unbemerkt. Ein Grund dafür ist, dass frühe Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Nervosität oder Haarausfall unspezifisch sind und leicht anderen Ursachen zugeschrieben werden. Gerade deshalb ist eine gezielte Diagnostik entscheidend: Mit Hilfe von Laborwerten wie Ferritin, Transferrin und löslichen Transferrinrezeptoren lässt sich ein Eisenmangel frühzeitig erkennen – noch bevor eine manifeste Anämie entsteht. Wird ein Mangel rechtzeitig erkannt, lässt er sich in der Regel gut behandeln – durch eine optimierte Ernährung und gegebenenfalls durch ärztlich verordnete Eisenpräparate. Achten Sie auf die Warnsignale Ihres Körpers: Wenn Sie sich über längere Zeit müde oder erschöpft fühlen, denken Sie auch an einen möglichen Eisenmangel. So können Sie aktiv etwas für Ihre Gesundheit tun.

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