Pyrrolurie oder Hämopyrrolurie (HPU)
Stoffwechselstörung mit Folgen: Pyrrolurie oder Hämopyrrolurie (HPU)
Die Ursachenfindung bei bestimmten Beschwerden wie ADHS / ADS, gestörtem Kurzzeitgedächtnis, Lernschwierigkeiten, Legasthenie oder mangelnde Stresstoleranz gestaltet sich häufig als herausfordernd, insbesondere aufgrund der Vielzahl von Symptomen, die bei verschiedenen Krankheiten auftreten können. In solchen Situationen kann es von Nutzen sein, die diagnostischen Ansätze neben der herkömmlichen Schulmedizin zu erweitern.
Eine Möglichkeit bietet die Untersuchung auf Pyrrolurie vormals Hämopyrrolurie (HPU) genannt. Dabei handelt es sich um eine mutmaßlich angeborene Störung im Hämoglobin-Stoffwechsel, wodurch vermehrt Pyrrolverbindungen im Körper gebildet werden. Diese können Komplexe mit Vitalstoffen, wie Vitamin B6 und Zink bilden, wodurch ein Mangel dieser Stoffe im Körper entstehen kann.
Was geschieht bei einer Pyrrolurie oder HPU?
Die sogenannten Pyrrole sind Bestandteile des roten Blutfarbstoffs, dem Hämoglobin. Im Normalfall befindet sich dessen Auf- und Abbau im Körper im stetigen Gleichgewicht. Dabei entstehen selbst im gesunden Zustand Pyrrolverbindungen, die über den Stuhl ausgeschieden werden.
Besteht eine Störung im Hämoglobin-Stoffwechsel, ist dies zunächst nicht kritisch für die Blutbildung. Dennoch entstehen dabei vermehrt Pyrrolverbindungen, die Komplexe mit dem essenziellen Spurenelement Zink und Vitamin B6 bilden können. Diese Komplexe werden anschließend über den Urin ausgeschieden, was infolgedessen zu einem chronischen Mangel dieser Mikronährstoffe führen kann. Langfristig kann eine Unterversorgung mit Zink oder Vitamin B6 verschiedene Körperfunktionen beeinträchtigen, da diese Stoffe als Cofaktoren zahlreicher physiologischer Enzymreaktion fungieren.
Vermuten Sie, von Pyrrolurie oder HPU betroffen zu sein, können Sie dies mit Hilfe des Pyrrolurie Tests ermitteln. Erhöhte Konzentrationen an Pyrrolverbindungen im Urin können einen Hinweis auf einen chronischen Vitamin-B6- und Zink-Mangel liefern.
Wie heißt es denn jetzt? Alternative Begriffe für Pyrrolurie.
Wichtig zu wissen: In der Literatur werden auch einige weitere Begriffe anstelle von oder im Kontext mit "Pyrrolurie" genutzt, zum Beispiel (aus einer Auflistung des Robert-Koch-Instituts):
- Pyrolurie
- Pyrrolurie
- Pyrrollurie
- Kryptopyrolurie
- Kryptopyrrolurie
- Cryptopyrrolurie
- Hämopyrrolurie
- Hemopyrrolurie
- Hämopyrrolactamurie
- Hämopyrrolaktamurie
- Haemopyrrolactamurie
- Haemopyrrollactamurie
- Haemopyrrollactamie
- Malvarie
Wie kann man die Anzeichen für eine Pyrrolurie erkennen?
Welche Beschwerden die Pyrrolurie (vormals HPU) auslösen kann, wird in der Literatur viel diskutiert. Unter anderem werden die nachfolgenden Symptome genannt:
- ADHS-Symptome wie Unruhe, Nervosität, Konzentrationsprobleme, mangelnde Impulskontrolle, gesteigerter Bewegungsdrang
- allgemeine Erschöpfung
- geringe Stresstoleranz
- Reizdarmbeschwerden
- Muskelschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Allergien und Unverträglichkeiten, z.B. Fruktoseintoleranz / Histaminintoleranz
- Autoimmunstörungen
- Zyklusstörungen
- Angstzustände und Depressionen
- Migräne
- Schilddrüsenstörungen
Falls diese Symptome bei Ihnen oder Ihrem Kind auftreten, kann eine Untersuchung auf Pyrrolurie sinnvoll sein. Bitte beachten Sie, dass Sie sich insbesondere bei akuten Beschwerden zusätzlich an die Praxis Ihres Vertrauens wenden sollten. Es ist nicht möglich, durch einzelne Beschwerden wie z.B. geringe Stresstoleranz oder Zyklusstörungen ohne die entsprechende Diagnostik auf eine bestimmte Erkrankung zu schließen.
Interessant zu wissen: Bei 30 bis 40 Prozent der Kinder mit ADHS-Anzeichen kann auch eine erhöhte Ausscheidung von Pyrrolen über den Urin nachgewiesen werden. Einige Therapeuten berichten darüber hinaus über sehr gute Erfolge einer erhöhten Zufuhr von Zink und Vitamin B6 bei betroffenen Kindern. Sofern eine Nahrungsergänzung bereits zu einer Besserung der Beschwerden führt, kann eine Medikamentengabe (z.B. Ritalin) ggf. sinnvoll unterstützt oder sogar vermieden werden.
Welche Ernährung wird bei Pyrrolurie empfohlen?
Wenn Sie die Diagnose Pyrrolurie bzw. HPU erhalten, ist eine individuelle, medizinisch begleitete Therapie der beste Weg zur Gesundheit. Darüber hinaus können Ihre Lebensgewohnheiten, weitere Beschwerden oder Vorerkrankungen sowie weitere Faktoren berücksichtigt werden.
Da die Pyrrolurie unter anderem zu erhöhten Verlusten von Vitamin B6 und Zink in Ihrem Organismus führen kann, ist Ernährung ein wichtiger Aspekt zur Besserung Ihrer Symptome. Vitamin B6 und Zink spielen beide eine zentrale Rolle hinsichtlich wichtiger Körperfunktionen, darunter der Hormonstoffwechsel, das Immunsystem und neuronale Funktionen. Daher werden häufig Nahrungsergänzungsmittel empfohlen, wenn ein akuter oder chronischer Mangel vorliegt.
Darüber hinaus kann eine ausgewogene Ernährung mit viel Vitamin B6 und Zink zu Ihrem Wohlbefinden beitragen. So kann eine professionelle Ernährungsberatung in diesem Fall ebenfalls sinnvoll sein.
Diese Nahrungsmittel enthalten vergleichsweise viel Vitamin B6:
- Fisch und Meeresfrüchte wie z.B. Hummer, Lachs und Sardinen
- Fasan, Wachteln
- Nüsse und Samen, u.a. Walnusskerne und Sesamsamen
- Diverse Gemüsesorten, z.B. Kartoffeln, grüne Bohnen, Erbsen, Linsen, Brokkoli, Rosenkohl
In folgenden Lebensmitteln ist besonders viel Zink enthalten:
- Austern
- Verschiedene Käsesorten, beispielsweise Emmentaler, Edamer und Gouda
- Haferflocken und Weizenkeime
- Rindfleisch
- Linsen
- Diverse Nüsse, wie z.B. Paranüsse, Erdnüsse und Walnüsse
Wenn möglich: Bio-Produkte verwenden
Generell gilt: Lebensmittel aus biologischem Anbau sind anderen Produkten vorzuziehen. Dies liegt unter anderem daran, dass konventionell landwirtschaftlich genutzte Böden oftmals stark ausgelaugt sind, d.h. weniger gesunde Inhaltsstoffe enthalten. Dort ist es daher schwieriger, Lebensmittel mit hohem Gesundheitswert anzubauen.
Wie stelle ich fest, ob ich von einer Pyrrolurie bzw. HPU betroffen bin?
Glücklicherweise können medizinische Labore heute innerhalb kürzester Zeit feststellen, ob Sie von einer Pyrrolurie betroffen sind. Dafür werden überschüssige Pyrrolverbindungen im Urin bestimmt. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie dazu den Pyrrolurie Test aus unserem medivere-Sortiment nutzen. Ein solcher Test läuft für Sie einfach und schmerzfrei ab, denn für die Bestimmung wird vom Labor lediglich etwas Urin benötigt.
